Portrait

 
  „Erkenne dich!“, schreibt Goethe. „Was soll das heißen? Es heißt: sei nur! und sei auch nicht! Es ist eben ein Spruch der lieben Weisen, der sich in der Kürze widerspricht.“ Selbstredend, dass die „lieben Weisen“ Menschen zu allen Zeiten es waren, die sich befragt haben. Künstler wollten sich nicht nur fragen, sondern auch Antworten „sehen“ – sich in ihren Werken erkennen. Spätestens seit der Quantenphysik wissen wir, dass es einen Widerspruch von Sein und Nicht-Sein nicht gibt. Und gerade das ist so unfassbar und verwirrend. Ist das eine der Gründe für die Sucht nach Selfies? Eine Arbeit ist eine Fotomontage, ein Selbstportrait mit Ameisenhaufen. Sie leben in einem Bau mit einer hochgradig differenzierten, soziale Organisation. Sie schützen sich vor Kälte und Frost durch innere Wärme. Von außen betrachtet, erscheinen sie als Gewimmel. Je näher ich ihnen komme, desto sympathischer sind sie mir – und machen mich selbst zudem bunt.